Das Volk der Diplomaten

Die herausragende Stärke der Diplomaten ist sicherlich ihr einnehmendes und freudesprühendes Wesen. Mit dieser Tugend ausgestattet, beherrschen sie die Kunst der Konfliktlösung in unübertroffener Weise.
Intergalaktische Zänkereien, Ränke und Intrigenherde verflüchtigen sich beim Auftauchen des diplomatischen Volkes schleunigst zu anderen Galaxien - ganz einfach aufgrund der jahrtausendalten Erfahrung, daß sie gegen soviel frohmütiges Schlichtungsbestreben ohnehin nicht die geringste Chance haben.

Aus diesem Grund sind die Diplomatischen ständig überall in der Galaxis unterwegs, um jede Art von Zwist beim Schlafittchen zu packen.
Oft werden sie auch vom Galaktischen Rat zu den Kolonien geschickt, die sich im Konflikt mit der intergalaktischen Bürokratie befinden und zuweilen sogar unverständliche GR- Verordnungen und GR-Richtlinien als Unsinn entlarven.

Nach ihrem Besuch lassen die Diplomatischen meist ein zufriedenes Volk zurück, das zwar mittlerweile vom Sinn und Zweck der nebulösen intergalaktischen Gesetze überzeugt, aber eigentlich kein Quäntchen schlauer geworden ist.
Böse Zungen könnten behaupten, es mit wahren Meistern der Manipulation zu tun gehabt zu haben. Doch – wie bereits erwähnt – haben kleine Bösartigkeiten im Bannkreis der Diplomatie keine ernsthafte Überlebenschance.

Die Überzeugungskraft der Diplomaten ist zum einen sicherlich in ihrer mentalen Stärke begründet, zum anderen aber beeindrucken sie durch ihre äußere Erscheinung.
Die Ausstattung ihrer Raumschiffe und die Wahl ihrer Kleidung  - ein imposantes Feuerwerk aus Kitsch und Prunk – mag zwar das ästhetische Empfinden des einen oder anderen Erdenbürgers in einen Schockzustand versetzen. Von den meisten Völkern der Galaxie aber werden sie wegen ihres ausgefallenen Geschmacks bewundert.

Selten läßt sich das diplomatische Volk zu ernsthaften Ungerechtigkeiten hinreißen oder nutzt sein Talent zum eigennützigen Vorteil. Statt dessen liegt ihm viel an seiner angeborenen Hilfsbereitschaft, und für Freunde tut es fast alles.
Für mittellose Sternenfahrer, die wegen chronischer Armut an ihre Türe klopfen, legen die Diplomaten sogar – getreu dem Motto „Reich hilft Arm“ – bei vermögenden Sternenfahrern ein gutes Wörtchen ein. Und da sich keiner der charismatischen Überzeugungskraft der Diplomaten entziehen kann, fließen in einem solchen Fall plötzlich Rohstoffe aus wohlhabenden Kolonien in die Taschen der Bedürftigen.
Auch bei der galaktischen Bank schaffen sie es, für Freunde wahre Wunder zu bewirken.
Nur ihnen gelingt es, die hartnäckigen Mühlen der Bürokratie für eine Weile auszutricksen und unglaublich schnell den galaktischen Hilfsfond zu aktivieren. Mancher vom Schicksal gebeutelte Sternenfahrer, dessen Kolonien unter anhaltender Dürre leiden, wird unverhofft mit dem Rohstoff ausgestattet, der ihm wieder auf die Beine hilft.
Auch lästige Tributforderungen können von dem gewitzten Diplomatenvolk gemildert werden.

Obwohl sich die Vermittler bei der Ausübung ihres diplomatischen Amtes von ihrem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn leiten lassen, zeigen sie ab und an ein paar kleine „menschliche“ Schwächen. Ganz besonders dann, wenn ein Sternenfahrer ihnen selbst mit ihrer eigenen Kunst gegenüber tritt: Bieten gute Freunde ihnen begehrte Handelswaren und ist zwischen diesen vielleicht sogar noch ein Fläschchen Spiralnebelschnaps versteckt, können die sonst so Lauteren gelegentlich zu nicht ganz so lauteren Mitteln greifen, nur um den Ruhm des Wohltäters zu mehren.
So kann ein sonst eher unscheinbarer Sternenfahrer über Nacht plötzlich zum Helden werden. In der gesamten Galaxie wird dann der Mut des edlen Spenders gefeiert, da er angeblich eine übermächtige Piratenflotte in die Flucht geschlagen haben soll. Dabei fällt es eher selten auf, daß kein galaktischer Bewohner eine derartige Piratenflotte je zu Gesicht bekommen hat.

Alles in allem tut ein Sternenfahrer jedenfalls immer gut daran, sich bei den Diplomaten ein bißchen einzuschmeicheln. Überall in der Galaxie wird der Ruhm seines Heldentums dafür noch lange nachhallen. 

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